Israel
Israel (hebr.: Medinat Jisra'el, arab.: Daulat Isra'il)
ist ein Staat im Nahen Osten, der an Syrien, den Libanon, Ägypten, Jordanien und an die
staatenlosen israelisch besetzten Gebiete und palästinensischen
Autonomiegebiete grenzt.
Politik
Der Staat Israel ist eine parlamentarische Demokratie nach
westlichem Vorbild. Das Parlament, die Knesset, wurde am
25. Januar 1949 zum ersten Mal gewählt. Sie wählt
den Staatschef, den Präsidenten für eine siebenjährige
Amtszeit. Der Präsident hat die Aufgabe, den Ministerpräsidenten
zu ernennen. Der Ministerpräsident bildet die Exekutive.
Ministerpräsident ist seit 2001 Ariel Scharon, sein
Stellvertreter in einer großen Koalition war bis 2002
Schimon Peres von der Arbeitspartei. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über
die Ernsthaftigkeit palästinensischer Friedens- und
Waffenstillstandsvorschläge verließ die Arbeitspartei
Ende 2002 die Koalition. Aus den Neuwahlen vom Januar 2003
ging Likud als stärkste Fraktion im Parlament hervor.
2005 dominierte der von Ministerpräsident Scharon durchgesetzte
einseitige Verzicht auf die Siedlungen im Gaza-Streifen die
Politik, wobei Scharon gerade in seiner eigenen Partei auf
Widerstand stieß. Im November 2005 kündigte er
seinen Rücktritt und damit vorzeitige Neuwahlen an und
trat aus dem Likud aus, um bei den Wahlen mit einer neuen
Partei, Kadima, anzutreten.
Wirtschaft
Israel hat eine technologisch hoch entwickelte Marktwirtschaft
mit hohem Staatsanteil. Israel ist bei fossilen Energieträgern
(Rohöl, Erdgas, Kohle), bei Getreide, Rindfleisch, Rohstoffen
und militärischer Ausrüstung von Importen abhängig.
Trotz begrenzter natürlicher Ressourcen hat Israel seinen
landwirtschaftlichen und industriellen Sektor in den letzten
zwanzig Jahren intensiv entwickelt. Mit Lebensmitteln versorgt
sich Israel, abgesehen von Getreide und Rindfleisch, weitgehend
selbst. Israel besitzt bedeutende Kapazitäten bei Erdölraffinerien,
Diamantenschleifereien und in der Fabrikation von Halbleitern.
Bedeutende Exportartikel sind geschliffene Diamanten, Hochtechnologie,
militärische Ausrüstung, Software, Arzneimittel,
Feinchemikalien und landwirtschaftliche Produkte (Früchte,
Gemüse und Blumen).
Israel steht meist im Leistungsbilanzdefizit, das durch
große Transferzahlungen aus dem Ausland und durch Anleihen
ausgeglichen wird. Etwa die Hälfte der staatlichen Auslandsschulden
hat Israel bei den USA, seiner Hauptquelle für politische,
wirtschaftliche und militärische Unterstützung.
Ein verhältnismäßig großer Anteil der
israelischen Auslandsschulden wird in Form von Israel Bonds
von Privatinvestoren gehalten. Die Kombination von amerikanischen
Kreditgarantien und direkten Anleihen bei Privatinvestoren
ermöglicht Israel, zu günstigen Zinssätzen
zu leihen, manchmal unterhalb der marktüblichen Zinssätze.
Diese Politik wird auch von der Bundesrepublik Deutschland
geduldet und unterstützt, um das strategische Ziel der
Existenzsicherung des einzigen jüdischen Staates zu
erreichen und dem durch die Arabische Liga erzwungenen Wirtschaftsboykott
gegen Israel entgegenzuwirken.
Durch Einwanderungen aus der ehemaligen Sowjetunion kamen
Wissenschaftler und Akademiker ins Land, die für Israels
Zukunft von beträchtlichem Wert sind. Der Zustrom, verbunden
mit der Öffnung neuer Märkte nach dem Ende des
Kalten Krieges, belebte Israels Wirtschaft und sorgte während
der 1990er Jahre für ein rasches Wachstum. Doch ab 1996
begann sich das Wachstum zu verlangsamen, als die Regierung
eine straffere Steuer- und Geldpolitik verfolgte und der
Einwandererstrom sich verlangsamte. Dafür sank die Inflation
1999 auf ein Rekordminimum.
Bildungssystem
Die Verwaltung und Finanzierung des israelischen Bildungssystems
wird vom Erziehungsministerium, vom Ministerium für
Wissenschaft, Kultur und Sport und von den Städten getragen.
In Israel besteht für Kinder im Alter von fünf
bis sechzehn Jahren Schulpflicht. Bis zum 18. Lebenjahr ist
der Schulbesuch kostenfrei. In der Regel besuchen Drei- bis
Vierjährige einen kostenpflichtigen Vorschulkindergarten.
Das Schulsystem ist auf die multikulturelle Bevölkerung
abgestimmt. Es gibt unterschiedliche staatliche Schulen,
deren Lehrplan an spezielle Gesichtpunkte, wie Sprache und
Religion der Schüler, angepasst sind. Der kleinere Teil
der israelischen Schüler besucht Privatschulen, die
unter der Schirmherrschaft religiöser und internationaler
Organisationen arbeiten.
In der Oberstufe können die Schüler zwischen einer
akademischen, technologischen, agrarwissenschaftlichen oder
militärischen Fachrichtung wählen.
Etwa 216 000 Studenten sind an einer der Hochschulinstitutionen
des Landes immatrikuliert. Die acht Universitäten Israels
bieten ein breites Lehrangebot in natur- und geisteswissenschaftlichen
Fächern.
Universitäten:
- Hebräische Universität (HUJI) in Jerusalem
- Universität Tel Aviv (TAU)
- Universität Haifa
- Technion - Israelische Technologiehochschule in Haifa
- Bar-Ilan Universität (BIU) in Ramat Gan
- Ben-Gurion-Universität des Negev (BGU) in Beerscheba
- Weizmann Institut für Wissenschaften (WIS) in Rechovot
- Offene Universität
Zusätzlich existiert eine Vielzahl von akademischen
Hochschulen, die keinen universitären Status besitzen,
jedoch anerkannte akademische Diplome ausstellen dürfen
und oft mit den Universitäten kooperieren:
Zehntausende nutzen Erwachsenen-Bildungsprogramme. Für
Neueinwanderer stehen spezielle Sprachschulen zur Verfügung,
in denen Hebräisch in Intensivkursen angeboten wird.
Literatur
Geschichte
Glasneck, Johannes/Timm, Angelika: Israel. Die Geschichte
des Staates seit seiner Gründung, Bonn 1992. ISBN 3416027531
Brenner, Michael: Geschichte des Zionismus, München
2002. ISBN 3406479847
Wolffsohn, Michael, Douglas Bokovoy: Israel Geschichte, Politik,
Gesellschaft, Wirtschaft 1882-1996, ISBN 3-8100-2721-9
Benny Morris: The birth of the Palestinian refugee Problem
1947 -1949; 1. Auflage 1987
Kontroverse
Moshe Zuckermann: Zweierlei Israel, Hamburg 2003. ISBN 3930786397
Hans Rauscher: Israel, Europa und der neue Antisemitismus,
ISBN 3-85485-122-7
Alan M. Dershowitz: Plädoyer für Israel. Warum
die Anklagen gegen Israel aus Vorurteilen bestehen. ISBN
3-203-76026-6
Michael Warschawski, Mit Höllentem
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