Iran
Der Iran (Persien, ist ein Staat
im westlichen Asien.
Landesname
Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung
als Iran bezeichnet. Die altiranische Form dieses Namens,
Aryanam Xša?ra, bedeutet Land der Arier.
Die im Abendland bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche
Bezeichnung Persien geht auf die Zeit der Achämeniden
zurück, die im 6. Jahrhundert v. Chr. ein erstes persisches
Großreich schufen. Dessen Kerngebiet war die von den
Griechen so genannte Landschaft Persis, die heutige Provinz
Fars um Schiraz. Von ihr leitet sich auch der Name "Farsi" (Perser)
für die persische Sprache und für die ethnischen
Perser (Farsen) ab.
Der geographische Begriff Iran bezieht sich auf das gesamte
iranische Hochland, über den Staat Iran hinaus also
auch auf Regionen von Nachbarländern.
Sprachen
Amtssprache des Irans ist Farsi (Neupersisch). Farsi ist
die sprecherreichste Sprache der südwestiranischen Gruppe
der iranischen Sprachen, die zusammen mit den indoarischen
Sprachen den indo-iranischen Zweig des Indogermanischen bilden.
Die Morphologie des Neupersischen ist in gewisser Hinsicht
noch einfacher als die des Englischen. Persisch ist zwar
die einzige Amtssprache des Irans, die etwa von 58 % der
iranischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen
wird, insgesamt werden in Iran etwa 50 Sprachen gesprochen,
neben iranischen Sprachen vor allem Turksprachen. Der Anteil
der Aserbaidschanisch-, und Turkmenisch-Sprecher wird mit
26 % beziffert (beide gehören zu den Turksprachen);
Kurdisch mit 9 %; Lurisch mit 2 %; und andere, darunter Arabischsprecher,
mit 1 %.
Iranische Sprachen: Persisch (Dari), Lori, Kurdisch, Belutschi,
Tajik
Turksprachen: Aserbaidschanisch, Turkmenisch.
Armenisch
Eine vollständige Übersicht über sämtliche
Sprachen des Iran und ihre Zuordnung zu den einzelnen Sprachfamilien
(genetische Klassifikation) bietet Ernst Kausen, Die Sprachen
des Iran.
Politik
Seit der Revolution von 1979 ist der Oberste Rechtsgelehrte
("Revolutionsführer") entweder der Rahbar
(i. e. Führer) oder in seiner Abwesenheit ein Rat religiöser
Amtsträger. Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed
Ali Chamene'i, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt
die obersten Richter (alle Prediger) und ist auch Oberkommandierender
der Streitkräfte. Er wird vom Expertenrat auf Lebenszeit
gewählt. Dieser wird wiederum alle acht Jahre vom Volk
gewählt, wobei der Wächterrat die Kandidaten genehmigen
muss.
Das Staatsoberhaupt und Regierungschef des Irans ist der
Präsident (seit 2005 Mahmud Ahmadinedschad). Er wird
in allgemeinen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit
bestimmt und ist gleichzeitig Regierungschef. Der Präsident
ernennt die Mitglieder des Kabinetts und steht diesem auch
vor. Er koordiniert die Regierungsarbeit und legt dem Parlament
die Regierungsvorlagen vor. Die Macht von Präsident,
Regierung und Parlament ist jedoch stark beschränkt,
denn alle zu wählenden Kandidaten und alle Gesetze müssen
vom Wächterrat bestätigt werden. Zudem hat in allen
Fragen das letzte Wort der Revolutionsführer.
Der Wächterrat besteht aus 6 religiösen Geistlichen
und 6 weltlichen Rechtswissenschaftlern. Die Geistlichen
werden vom Revolutionsführer ernannt. Ihre Aufgabe ist
es, jedes Gesetz auf seine Konformität mit den islamischen
Prinzipien hin zu überprüfen. Die Juristen werden
vom Obersten Richter, dem Chef der Judikative ernannt. Ihre
Aufgabe ist es, die Verfassungskonformität legislativer
Akte zu überprüfen. Der Oberste Richter seinerseits
wird vom Revolutionsführer ernannt. Der Wächterrat
ist befugt, jedes Gesetz abzulehnen oder im Nachhinein für
ungültig zu erklären, und Kandidaten die Teilnahme
an der Wahl für das Parlament und das Präsidentenamt
zu verweigern. Der Wächterrat entscheidet per einfacher
Mehrheit. Bei gleichen Stimmanteilen hat der Revolutionsführer
das letzte Wort.
In der iranischen Verfassung Artikel § 57 wird die
staatliche Gewalt, Legislative, Exekutive und Judikative,
der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt.
Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen,
sondern abhängig vom geistlichen Führer "Rahbar".
Das iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat;
persisch Majles e-Shura ye-Eslami) besteht aus 290 Abgeordneten,
die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen für
eine 4-jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen der
Auswahl des Wächterrates wird das Parlament (außer
von 2000-2003) von den islamisch-konservativen Kräften
dominiert.
Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chatemis 1997
etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen
Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch
gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente
des Staates zu stärken. So gelang es Chatemi zu Beginn
seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse
durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch
ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck
zu verleihen.
Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte allerdings nicht
sehr lange an. Der Wächterrat macht die Gesetze mit
Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig
und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments.
Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten
in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert.
Die Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments
führte bei den letzten Kommunalwahlen (2003) zu sehr
geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, in Teheran
25 %) und zu einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.
Bei den Parlamentswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das
parlamentarische Ende der Reformer ein, zumal Chatemi nach
zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte.
Der Wahlkampf wurde im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten
und auf Redeveranstaltungen geführt. Dominant was das
Bild eines Mannes: Ali Akbar Haschemi Rafsandschani. Der
ehemalige Präsident Irans (1989-1997) kandidierte erneut
für den Posten des Regierungschefs. Aus westlicher Sicht
war er der sichere Wahlsieger, da er als starker Mann der
Tat, als Pragmatiker galt und für wirtschaftlichen Aufschwung
stand, dessen strahlende, ungezwungen westlich orientierte
Auftritte allenfalls Korruptions- und Kungelleivorwürfe
schmählerten.
Aber die Wahlen gewann völlig überraschend (für
westliche Beobachter) Mahmud Ahmadinedschad in der ersten
Stichwahl der iranschen Geschichte. Ahmadinedschad gilt als
sogenannter Hardliner. In westlichen Zeitungen wurde er unter
anderem als "religiöser Faschist" bezeichnet.
Auf seiner politischen Agenda stehen viele Punkte, die an
Ruhollah Mousavi Chomeini erinnern: Islamisierung der Gesellschaft,
Kleiderordnungspflicht für Frauen, erhebliche Einschnitte
der Presse- und Meinungsfreiheit, eine Abwendung von diplomatischen
Eingeständnissen in internationalen Verhandlungen (Atomstreit),
etc.
Doch wegen dieser Politik ist er nicht hauptsächlich
gewählt worden. Er steht auch für eine realistische
Lösung der Probleme, welche die einfachen Iraner täglich
haben. Hohe Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Perspektivlosigkeit.
Die Lösung dieser Probleme, oder zumindest deren Abschwächung,
hat sich Ahmadinedschad ebenfalls zur Aufgabe gemacht. Die
Arbeitslosen, die Armen, die vielen Menschen ohne Zukunft
in einem Land mit außergewöhnlich vielen jungen
Einwohnern, die einfachen Leute haben ihn gewählt -
weil sie ihn als einen von ihnen ansehen.
Ob Mahmud Ahmadinedschad die Hoffnungen, die in ihn projiziert
werden, wird einhalten können, bleibt abzuwarten. Sicher
ist, dass Iran einen schweren Rückschlag in Sachen Demokratisierung
und Liberalisierung der Gesellschaft und des Staatsystems
erfahren hat.
In einer Rede vom 26. Oktober 2005 hat der Präsident
die Vernichtung Israels gefordert, ein in der UN-Geschichte
einmaliger Vorgang, der von den meisten UN-Staaten einhellig
verurteilt wurde.
Wirtschaft
Der Iran ist ein bedeutendes Erdöl und Erdgas förderndes
Land. Iran exportiert jeden Tag 3,96 Millionen Barrel = 630
Mio. Liter (1 Barrel = 159 Liter) Erdöl. Über 85
% des Exportes oder rund 19 Milliarden Euro entfallen auf
Kohlenwasserstoffe. Wichtige Wirtschaftssparten sind auch
die Landwirtschaft, die trotz vieler Gebirge und Wüsten
10 % der Fläche ausmacht (zu einem Drittel künstliche
Bewässerung), Datteln, Teppiche, Kaviar und Textilindustrie.
Der Import beträgt rund 11 Milliarden Euro (vor allem
Maschinen und Fahrzeuge, Industrie- und Chemieprodukte).
Um die Abhängigkeit von Öl und Gas für die
Stromproduktion zu reduzieren, entwickelt der Iran ein Atomprogramm,
siehe Atomprogramm Irans |