Aserbaidschan
Bevölkerung
Die Republik Aserbaidschan hat 8.328.000 Millionen Einwohner.
90% der Bevölkerung gehören zum Turkvolk der
Aserbaidschaner. Den restlichen Anteil (10%) bilden Russen,
Ukrainer, Talyschen, Juden, Kurden, Awaren, Mescheten (106.000),
Tataren, Türken, Armenier, Georgier sowie Lesgier.
52% der Bevölkerung leben in Städten. 28% der
Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Das Bevölkerungswachstum
beträgt 0,89%.
Infolge des bewaffneten Konflikts mit Armenien und der seit
1993 andauernden armenischen Besetzung dieser Gebiete leben
700.000 bis 800.000 Aserbaidschaner (Stand 2003) als Flüchtlinge
unter miserablen Lebensbedingungen.
Staats- und Amtssprache ist seit Ende der Sowjetunion allein
Aserbaidschan-Türkisch (Eigenbezeichnung Az?rbaycan
Türkc?si). Seit Dezember 1992 gilt wieder die türkisch-lateinische
Schrift (siehe Neues türkisches Alphabet) und diese
ist seit 2001 allgemein für den amtlichen Schriftverkehr
verbindlich. Die Bedeutung des Russischen nimmt immer mehr
ab. Es wird allerdings in der offiziellen Korrespondenz mit
den anderen GUS-Staaten und der russischen Minderheit im
Lande weiterhin verwendet.
Geschichte
Am östlichen Rande des Südkaukasus gelegen, gehört
Aserbaidschan zu den ältesten industriellen Produktionsstätten
von Energieträgern wie Öl und Gas. Bereits im frühen
Mittelalter gehörte das als „griechisches Feuer“ bekannte
Erdöl zum Exportschlager der Region um die Halbinsel
Abscheron in Aserbaidschan.
Im persischen Reich der Sassaniden dienten die Fundstätten
von Öl und Gas auf dem Gebiet von Abscheron und in anderen
Ortschaften von Aserbaidschan nicht nur der Bereicherung
des kaiserlichen Schatzamtes, sondern erlangten auch ihre
Bedeutung als wichtige Kultstätten der damals herrschenden
zoroastrischen Religionslehre. Bis heute kann man in vielen
Bezirken Aserbaidschans die Überreste der alten zoroastrischen
Tempel in Ortschaften mit besonders intensiven natürlichen
Erdgasemissionen finden.
Die Ölfelder Abscherons wurden nach der Islamisierung
Aserbaidschans als Quelle der sagenhaften finanziellen Wohlfahrt
berühmt und zum Eigentum der religiösen Stiftungen
(waqf) erklärt. Somit trugen sie erheblich zum Erhalt
und ihrer Blüte bei.
Der groß angelegte industrielle Abbau der kohlenwasserstoffhaltigen
Energieträger auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschans
ist jedoch auf engste Weise mit der so genannten „russischen“ Periode
der Geschichte des Landes verbunden. Die russische Kolonialverwaltung
im nördlichen Teil des Landes trieb Anfang der 1870er
Jahre energisch die Versteigerung des Staatslandes auf der
Halbinsel Abscheron voran.
Ziel war es, private Investitionen für den Abbau der
wirtschaftlich attraktiven Ressourcen der Region zu gewinnen.
Der darauf folgende wirtschaftliche Aufschwung, verbunden
mit der enormen Produktionssteigerung auf den Feldern von
Abscheron, schaffte eine erfolgreiche Grundlage für
die autarke Versorgung der russischen Wirtschaft mit wichtigen
Produkten der petrochemischen Industrie wie Kerosin, Masut
und Schmierstoffe.
Während 1893 noch 51% der Weltförderung auf die
USA und 46% auf Russland entfielen, hatte 1898 das Bakuer
Revier die US-amerikanische Ausbeute überholt und stieg
zum weltgrößten Erdölfördergebiet auf,
welches auch den westeuropäischen Markt versorgte und
sich mit amerikanischen Exporteuren einen harten Konkurrenzkampf
lieferte.
Nach der Sowjetisierung 1920 und der Verstaatlichung aller
aserbaidschanischen Produktionsstätten erfolgten neue
Investitionen in die petrochemische Industrie Aserbaidschans.
Die Folge war ein erheblicher Anstieg der Produktion, obwohl
die direkte Kontrolle seitens der Moskauer Zentrale über
die strategischen Ressourcen Aserbaidschans keine Möglichkeit
zur Einflussnahme auf die Verteilung der Produktion seitens
der aserbaidschanischen Republikführung zuließ.
1941 lieferte Aserbaidschan immerhin 175 Millionen Barrel
Erdöl, was einem Anteil von 75% in der gesamtsowjetischen
Produktion entsprach. Es ist deshalb nicht überraschend,
dass die Ölfelder von Baku zu strategischen Zielen des
Kaukasus-Feldzuges der Wehrmacht während des 2. Weltkrieges
erklärt wurden.
Mit der Exploration der neuen gigantischen Ölfelder
in anderen Regionen der UdSSR, insbesondere in Westsibirien,
ging die Bedeutung der aserbaidschanischen Ölquellen
im wirtschaftlichen Leben der Sowjetunion allmählich
zurück. Die hohe Qualität des aserbaidschanischen
Erdöls, gemessen an seinem niedrigen Schwefelanteil,
ermöglichte jedoch auch später seinen Einsatz als
Treibstoff für Flugobjekte, insbesondere für Militärflugzeuge
und Raketen. Außerdem lieferten die in Baku ansässigen
Ausbildungseinrichtungen weiterhin das notwendige Fachpersonal
für die sowjetische petrochemische Industrie.
Das verursachte Chaos durch die militärischen Auseinandersetzungen
um die Berg-Karabach-Region führte in ersten Jahren
der Unabhängigkeit (erklärt am 18. Oktober 1991)
zum Rückgang der gesamten nationalen Öl- und Gasförderung.
In den nächsten Jahren wurde das niedrigste Förderungsniveau
registriert: acht bis neun Millionen Tonnen jährlich.
Regierung
Aserbaidschan ist eine Präsidialrepublik mit einem Ein-Kammer-Parlament.
Die Verfassung wurde am 12. November 1995 verabschiedet.
Das aserbaidschanische Parlament, die Nationalversammlung
(milli mäclis) hat 125 Sitze, die bislang nach einem
gemischten Proportional- und Mehrheitswahlsystem für
eine Periode von fünf Jahren gewählt werden. Ein
Parlamentssitz wird für den Wahlkreis Berg-Karabach
(Dagliq Qarabag) freigehalten. Das Parlament wurde am 4.
November 2000 für fünf Jahre gewählt. Die
nächsten Wahlen finden am 6. November 2005 statt. Dann
wird nach einem reinen Mehrheitswahlrecht in 125 Wahlkreisen
gewählt.
Staatsoberhaupt ist der Präsident, der in geheimer,
allgemeiner Wahl für die Periode von fünf Jahren
gewählt wird. Das Amt des Staatspr äsidenten hat
Ilham Äliyev (auch Ilham Alijew), Sohn des zuvor verstorbenen
Staatspräsidenten Heydär Äliyev, inne. Er
gehört der regierenden Partei Yeni Az?rbaycan an. Nach
der Wahl vom 15. Oktober 2003 verkündete man ein Ergebnis
von über 80% für ihn. Er ließ sich am 31.
Oktober 2003 inaugurieren.
Ministerpräsident ist seit dem 4. November 2003 wieder
Artur Rasizadä von der Präsidentenpartei Neues
Aserbaidschan.
Außenminister ist Elmar Mämmädyarov.
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