Belgien
(ndl.: België, franz.: Belgique), offiziell Königreich
Belgien (ndl.: Koninkrijk België, franz.: Royaume de Belgique)
ist eine föderal organisierte parlamentarische Monarchie
in Westeuropa. Es grenzt (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden)
an die Niederlande, Deutschland, Luxemburg, Frankreich und
an die Nordsee. Mit den Niederlanden und Luxemburg zusammen
bildet Belgien die Beneluxstaaten.
Politik
Belgien ist eine bundesstaatlich organisierte parlamentarische
Monarchie.
Der Föderalstaat wird aus dem König und 15 vom Parlament
betrauten Mitgliedern gebildet (Exekutive), sowie dem Bundesparlament
(Legislative). Das Parlament besteht aus der Abgeordnetenkammer
mit 150 Mitgliedern und dem Senat mit 71 Mitgliedern. Während
die Kammer Entscheidungsgewalt in Haushaltsangelegenheiten
und der Vertrauensfrage hat, hat der Senat neben einer Beratungsfunktion
Entscheidungsgewalt bei Interessenskonflikten zwischen den
regionalen Parlamenten.
Die föderalen Institutionen sind verantwortlich für
Justizwesen, Finanzpolitik, innere Sicherheit, Außenpolitik,
Landesverteidigung und soziale Sicherheit.
Parteien: (die meisten Parteien sind entweder flämisch/niederländisch
oder französisch/wallonisch/deutsch)
Ecolo, wallonische Grüne (zurzeit 4 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
Groen!, ehemals Agalev, flämische Grüne
VLD, Vlaamse Liberalen en Democraten, flämische Liberale
(zurzeit 25 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
MR, Mouvement Réformateur, oder Partei für Freiheit
und Fortschritt, wallonische Liberale (zurzeit 25 Sitze in
der Abgeordnetenkammer)
Vivant, Bundesweite Liberale
CD&V, Christen-demokratisch & Vlaams, flämische
Christdemokraten (zurzeit 21 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
CDH, Demokratisches und Humanistisches Zentrum, wallonische
Christdemokraten (zurzeit 7 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
SP.a, Sociaal Progressief Alternatief, flämische Sozialisten
(zurzeit 23 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
PS, Sozialistische Partei, wallonische Sozialisten (zurzeit
25 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
Vlaams Belang, ehemals Vlaams Blok, flämische Nationalisten
(zurzeit 18 Sitze in der Abgeordnetenkammer)
FN, Le Front National, wallonische Nationalisten (zurzeit 1
Sitz in der Abgeordnetenkammer)
N-VA, Nachfolgeparteie der Volksunie, Bündnis mit CD&V
(zurzeit 1 Sitz in der Abgeordnetenkammer)
SPIRIT, Nachfolgeparteie der Volksunie, Bündnis mit SP.a
Belgien ist von starker innerer Zerrissenheit vor allem zwischen
der flämischen und wallonischen Volksgruppe geprägt.
Tendenziell nehmen die Spannungen eher zu und radikale Parteien,
die eine Auflösung des Gesamtstaats befürworten,
wie etwa das Vlaams Belang, gewinnen mehr und mehr an Bedeutung.
Wirtschaft
Verteilung der erwerbstätigen Bevölkerung nach Sektoren
(2000):
Agrarwirtschaft: 2,0 %
Industrie: 23,4 %
Dienstleistungssektor: 74,6 %
Der Tourismus spielt in Belgien eine große Rolle. Neben
den beliebten Ferienbadeorten an der belgischen Nordseeküste
(Bredene, De Panne, Nieuwpoort, Oostende u. a.), sind auch
die Ardennen eine viel besuchte Urlaubsregion. Von der belgischen
Nordseeküste aus kann man viele Tagestouren unternehmen,
etwa in die Nachbarländer Frankreich und Niederlande oder
Großbritannien. Auch Städtetouren nach (Brüssel,
Brügge, Hasselt, Gent, Antwerpen u. a.) sind empfehlenswert.
Kultur
Belgische Persönlichkeiten
Die Hl. Gudula von Brüssel und Eibingen ist Patronin der
Stadt Brüssel und belgische Nationalheilige.
Bekannte Maler sind Peter Paul Rubens, Pieter Bruegel der Ältere,
James Ensor und der Surrealist René Magritte.
Weltweit bekannte Schriftsteller sind Charles DeCoster, Émile
Verhaeren, Maurice Maeterlinck und Georges Simenon.
Weitere Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts sind der
Sänger und Chansonnier Jacques Brel, der Jazz-Musiker
Toots Thielemans, der Actionfilm-Held Jean-Claude Van Damme
und die Schauspielerin Jasmin Schwiers.
Bekannte Sportler sind die Tennisspielerinnen Kim Clijsters
und Justine Henin-Hardenne, die Fußballer Jean-Marie
Pfaff und Marc Wilmots.
Siehe auch: Liste bekannter Belgier
Gastronomie
Eine typische belgische Küche gibt es nicht, da sie sehr
stark der französischen Küche ähnelt. Es wurde
aber eine weltbekannte Erfindung in Belgien gemacht, die häufig
falsch eingeordnet wird: Pommes Frites. Viele Belgier haben
Zuhause eine Friteuse stehen und essen meistens mindestens
einmal in der Woche Fritten. Die so genannten Brüssel'sche
Waffeln oder auch Belgischen Waffeln sind auch sehr typisch
für Belgien. Des Weiteren ist Belgien für seine Pralinen
bekannt, welche zur Weltspitze gehören. Eine weitere Besonderheit
ist das belgische Bier, das im Gegensatz zu deutschem gewöhnlich
wesentlich mehr Alkohol enthält und sehr unterschiedlichen
Geschmack haben kann. Dieses Bier ist auch im Ausland beliebt.
In Belgien gibt es über 500 Sorten Bier
Sport
Der beliebteste Sport in Belgien ist Fußball. Die 1.
belgische Liga ist eine der ältesten der Welt. In den
70 und 80 Jahren des letzten Jahrhunderts gehörte das
belgische Nationalteam (auch: Rote Teufel) zur Internationalen
Spitze. Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hat
sich Belgien nicht qualifiziert.
Belgien hat auch einige Berühmtheiten im Radsport hervorgebracht.
So gehörten und gehören Eddy Merckx, Roger De Vlaeminck,
Johan Museeuw, Tom Boonen sowie Peter van Petegem zu den besten
Fahrradfahrern der Welt.
Bildung
Das Bildungssystem ist in Belgien auf Grund der Autorität
der einzelnen Gemeinschaften unterschiedlich, das Hochschulwesen
wurde aber im Zuge des Bologna-Prozesses weitgehend auf zwischengemeinschaftlicher
und europäischer Ebene vereinheitlicht. Die föderale
Instanz von Belgien ist zuständig für die Pensionen
der Lehrer, das Festlegen des Minimumwissens um ein Diplom
zu bekommen und für die Lehrpflicht (vom 6. bis zum 18.Jahr).
Belgien hat 11 Universitäten: Niederländischsprachig:
Katholische Universität Löwen (Katholieke Universiteit
Leuven - KUL), Universität Gent, Universität Antwerpen
(UA), transnationale Universität Limburg (Universität
Hasselt - UHasselt & Universität Maastricht - UM/Niederlande),
Freie Universität Brüssel (Vrije Universiteit Brussel
- VUB), Katholische Universität Brüssel (Katholieke
Universiteit Brussel - KUB); Französischsprachig: Université Libre
de Bruxelles, Facultés Universitaires Saint Louis à Bruxelles,
Université de Liège, École Polytechnique
de Mons, Facultés Universitaires Notre-Dame de la Paix
Namur, Université Catholique de Louvain. Neben den Universitäten
existieren in den drei Gemeinschaften zahlreiche Hochschulen
(Hautes Ecoles/Hogeschool) und mehrere Kunsthochschulen (Ecoles
Supérieures des Arts).
Literatur
Frank Berge, Alexander Grasse: Belgien - Zerfall oder föderales
Zukunftsmodell?. Der flämisch-wallonische Konflikt und
die Deutschsprachige Gemeinschaft. Leske und Budrich, Opladen
2003 (Regionalisierung in Europa, Band 3), ISBN 3-8100-3486-X
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