Litauen
Litauen (litauisch Lietuva) gehört zu den drei baltischen
Staaten innerhalb Nordeuropas. Litauen grenzt im Norden an
Lettland (Grenzlänge 588 km), im Osten an Weißrussland
(654 km), im Südwesten an die russische Oblast Kaliningrad
(249 km + 19 km im Kurischen Haff) mit dessen Hauptstadt
Kaliningrad (Königsberg), im Süden auf einem relativ
kurzen Stück an Polen (104 km) und im Westen an die
Ostsee (99 km).
Sprachen
Litauisch ca. 2.694.000 Sprechende
Russisch ca. 344.000
Polnisch ca. 258.000–400.000
Weißrussisch ca. 63.000
Ukrainisch ca. 45.000
Tatarisch ca. 5.100
Lettisch ca. 5.000
Karaimisch < 300
Das Litauische gehört zu den baltischen Sprachen, die
bis auf das Litauische und Lettische ausgestorben sind und
gilt als besonders archaisch und der Indoeuropäischen
Ursprache von allen noch lebenden Sprachen besonders nahestehend.
Straße
Litauen verfügt über ein im Ausbau begriffenes
Straßennetz mit den Autobahnverbindungen Wilna–Kaunas–Klaipeda
und Wilna-Panevežys sowie der Fernstraße E67 "Via
Baltica" von Warschau über Kaunas und Riga nach
Tallinn bzw. Helsinki, die langfristig zur Vollautobahn ausgebaut
werden soll. Litauen besitzt außerdem eine wichtige
Funktion als Erdöl-Transitland.
Schifffahrt
In Klaipeda befindet sich ein wichtiger Seehafen mit Fährverbindungen
in den gesamten Ostseeraum (u. a. nach Kiel und Sassnitz)
und zunehmender Bedeutung für den Frachtverkehr. Daneben
ist die Memel für die Binnenschifffahrt befahrbar.
Fluglinien
Litauen hat 4 internationale Flughäfen. Sie befinden
sich in Vilnius, Karmelava (in der Naehe von Kaunas), Palanga
und Zokniai (Šiauliai).
Der Flughafen Vilnius wird von vielen internationalen Fluggesellschaften
angeflogen. Auch Billigfluge sind auch aus deutschen Städten
wie Frankfurt (Main), Hahn (ab 2006), Berlin, Hamburg, München,
Dortmund, Köln möglich (mit AirBaltic, LAL).
Eisenbahn
Bei Šeštokai/Suwalki (PL) befindet sich ein
Eisenbahn-Grenzübergang nach Polen, der infolge der
politischen Situation in Weißrussland wiedereröffnet
wurde, da die wichtigste Alternativstrecke über weißrussisches
Gebiet verläuft. Seit 2004 ist allerdings der zweitägliche
Nachtzug von Warschau nach Vilnius eingestellt und durch
eine Busverbindung ersetzt worden. Die einzige Zugverbindung
ist ein Bummelzug am Tag bis zur Grenze, wo dann umgestiegen
werden muss (angeblich wieder täglich ab 11.12.2005
[[1]]). Litauens Eisenbahn verkehrt (wie in der gesamten
ehemaligen Sowjetunion und in Finnland) auf einer Spurweite
von 1.524 mm (Mitteleuropa: 1.435 mm), weswegen die Züge
von Polen ins Baltikum umgespurt werden müssen. Hierzu
werden teilweise moderne Umspursysteme wie das polnische
SUW-2000-System verwendet. Siehe Lietuvos Geležinkeliai
Überlandbusse
Für die nationale und internationale Personenbeförderung
spielt aber der Autobusverkehr (z.B. Eurolines oder Ecolines)
die entscheidende Rolle.
Wirtschaft
Mit dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft ist
in Litauen ein struktureller Wandel verbunden. Dieser hat
sich seit dem Beitritt des Landes zur EU im Jahr 2004 verschärft.
Der befürchtete Niedergang der Landwirtschaft durch
den bisher dominierende Agrarsektor wegen mangelnder Produktivität
und fehlender Konkurrenzfähigkeit, aber auch wegen des
ohnehin in der EU stark subventionierten Angebots, blieb
allerdings aus.
Der Wegfall der Agrarzölle der EU für das Land
machten Bauern und Lebensmittelindustrie Litauens zu Gewinnern
der EU. So entwickelten sich z. B. Milchprodukten zu einem
wichtigen Exportartikel (in osteuropäische Länder).
Aufgrund eines beachtlichen wirtschaftlichen Wachstums seit
2001 (9,5% 2003) ist die Arbeitslosigkeit in Litauen schon
unter der Grenze der natürlichen Arbeitslosigkeit und
liegt z. Zt. bei 3,9 % (Oktober 2005).
Das grösste ökonomische Problem ist die grosse
Abhängigkeit des Landes von transnationalen Energiekonzernen,
von Investitionsentscheidungen der ausländischen Untermehmen,
die mangelnde Kaufkraft der litauischen Haushalte aufgrund
sehr geringer Löhne. Darum kann der Abbau von Industriearbeitsplätzen
durch neue Dienstleistungsarbeitsplätze nur stufenweise
kompensiert und erweitert werden. Zahlreiche Reformen sind
nach Meinung der Wirtschaftsexperten (Institut für freien
Markt, Free Market Institut) notwendig. Der Übergang
von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft Litauens ist bisher
noch nicht komplett verwirklicht.
Die Zukunft Litauens ist klar. Durch Integration in die
transatlantische Strukturen (NATO, EU, Europarat, Ostseerat)
nimmt die Bedeutung der Beziehungen zu westlichen Staaten
zu. Zur Zeit deutet vieles darauf hin, dass das Land z. B.
beim Durchschnittseinkommen auf lange Zeit keinen Anschluss
an das westeuropäische Wohlstandsniveau finden wird.
Die Funktion als "verlängerte Werkbank" Westeuropas
könnte ihm schon bald durch die EU Beitrittsländer
streitig gemacht werden, in denen die Löhne noch niedriger
sind (Rumänien, Bulgarien, Kroatien).
Wichtigste Exportartikel Litauens sind Maschinen, Elektroartikel,
Textilien. Wichtigste Handelspartner sind die EU-Staaten,
vor allem Deutschland (10 %), Lettland (9,1 %), Frankreich.
BIP
Seit der Überwindung der Russlandkrise von 1998/99 boomt
die Wirtschaft aller drei baltischer Staaten. In Litauen
lag der Zuwachs des BIP (real) jährlich bei über
6 %, zuletzt (2004) bei 6,7 %. Das BIP erreichte damit 17,9
Mrd. €. Daraus ergibt sich ein Pro-Kopf-BIP von 5.218 € (Deutschland:
26.400 €).
Telekommunikation:
TeliaSonera (S/SF): Anteile an Lietuvos Telekomas (590 Mio. €,
2002) und an Omnitel
TDC (DK): Bite GSM
Tele 2 (S)
Finanzwesen:
Hansapank (EE-SF): Hansabankas
Nord/LB (D): Nord/LB Lietuva
SEB (S): Vilniaus Bankas
Ergo (D/Versicherung)
Nahrungs- und Genussmittel
Philip Morris (USA, Zigaretten)
Carlsberg/Scottish-Newcastle über Baltic Breweries Holding
(DK-UK/Brauerei): Anteile an Švyturys-Utenos
Danish Brewery Group (DK/Brauerei): Anteile an Kalnapilis-Tauras
Danisco (DK/Zucker)
Mars (USA/Tierfutter): Masterfoods
KraftFoods (USA/Süßwaren)
Coca-Cola (USA/Limonaden)
Energie
E.on, Ruhrgas und Gasprom (D und RU/Gas): Anteile an Lietuvos
Dujos (Gasversorger)
Vattenfall (S): Anteile an Lietuvos Energija (Stromversorger)
Jukos (RU/Erdöl): Anteile an Mažeikiu Nafta (Raffinerie)
Statoil (N/Erdöl): Statoil Lietuva (Tankstellen)
Handel
Die Exporte belaufen sich auf 7,89 Mrd. €, die Importe
auf 9,2 Mrd. €. Der Außenhandel (Exporte wie Importe)
hat sich damit seit 1995 verdoppelt. Das Handelsdefizit erreicht
1,31 Mrd. €, hat sich aber im Vergleich zu den Jahren
der Russlandkrise, als die Absatzmärkte im Osten wegbrachen,
deutlich verringert.
Hauptexportländer sind die Schweiz (Sonderfall durch
Erdölexporte über Handelsfirmen mit Sitz in der
Schweiz), Russland und Deutschland, wohin 10 % der Exporte
gehen. Nach Russland gehen heute nur noch 10 % der Exporte
- 1996 waren es noch knapp 25 %. Haupteinfuhrländer
sind Russland (22 %, v. a. Rohstoffe) und Deutschland (17
%).
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