Portugal
Portugal (amtl. República Portuguesa), ist ein europäischer
Staat im Südwesten der iberischen Halbinsel. Im Westen
und Süden wird es vom Atlantischen Ozean, im Osten und
Norden von Spanien begrenzt. Zum portugiesischen Staatsgebiet
gehören die Inseln der Azoren und Madeira (mit Porto Santo).
Westlich der Hauptstadt Lissabon liegt Cabo da Roca, der westlichste
Punkt des europäischen Festlandes.
Der Name Portugal entstammt dem Namen der Siedlung Cale im
Delta des Flusses Rio Douro. Cale könnte ein griechisches
Wort sein (Kalles = schön) und sich auf die Schönheit
der Natur im Norden des heutigen Portugal beziehen, das die
Griechen in der Antike kolonisierten. Andere Historiker meinen,
dass Cale phönizischen Ursprungs ist, da die Phönizier
Portugal schon vor den Griechen besiedelten. Als das heutige
Portugal zum Römischen Imperium gehörte, wurde Cale
ein wichtiger Hafen, in Latein Portus Cale. Im Mittelalter
wurde Portus Cale zu Portucale, später Portugale, wobei
dieses Wort im 7. und 8. Jahrhundert nur die nördlichen
Teile des Landes bezeichnete, also die Region zwischen den
Flüssen Rio Douro und Rio Minho. Andererseits verkürzte
sich der Name Portus Cale zu Porto, der zweitwichtigsten Stadt,
die sich deshalb voller Stolz als Namensgeber des Landes bezeichnet.
Politik
Politisches System
Seit der Nelkenrevolution des Jahres 1974 hat Portugal sich
zu einer stabilen parlamentarischen Republik entwickelt. Die
vier wichtigsten Organe der Politik in Portugal sind der Präsident,
der Premierminister und sein Ministerrat, das Parlament sowie
die Justiz.
Der Präsident, der alle fünf Jahre direkt in allgemeinen
Wahlen bestimmt wird, ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte.
Er ernennt einen Premierminister und den Ministerrat, wobei
er sich am Ergebnis der Parlamentswahlen zu orientieren hat.
Der Staatsrat ist ein Gremium, das den Präsidenten berät,
und besteht aus dem Staatspräsidenten und allen seinen
Vorgängern, dem Premierminister, dem Präsidenten
des Verfassungsgerichtes, dem Bürgerbeauftragten, den
regionalen Präsidenten (Madeira und Azoren) sowie fünf
vom Staatspräsidenten und fünf vom Parlament ausgewählten
Personen.
Die Regierung wird vom Premierminister angeführt, der
sich einen Ministerrat zusammenstellt. Jede neue Regierung
muss dem Parlament ein Programm vorlegen, über welches
debattiert wird. Sofern es nicht abgelehnt wird, bedeutet dies,
dass die Regierung vom Parlament akzeptiert ist.
Das Parlament wird als Assembleia da República (Versammlung
der Republik) bezeichnet und besteht aus einer Kammer mit bis
zu 230 Abgeordneten. Die Abgeordneten werden für vier
Jahre gewählt, wobei das Verhältniswahlrecht zur
Anwendung kommt. Der Präsident hat das Recht, das Parlament
aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen.
Das Oberste Gericht ist die höchste Instanz der portugiesischen
Justiz, wobei es spezielle Oberste Gerichte für militärische,
verwaltungsrechtliche und steuerrechtliche Fragen gibt. Das
Verfassungsgericht Portugals hat neun Mitglieder und überwacht
die verfassungsgemäße Auslegung des Rechts.
Es gibt zwei große Parteien, die sozialdemokratisch
orientierte Sozialistische Partei (PS) und die bürgerlich-konservativ
orientierte Sozialdemokratische Partei (PSD). Daneben gibt
es auf der rechten Seite noch die rechtspopulistische Volkspartei
(CDS/PP) und auf der linken Seite die traditionsreiche Kommunistische
Partei (PCP) und der vor wenigen Jahren als Sammelbecken der
intellektuellen Linken gegründete Linksblock (Bloco de
Esquerda, BE). Diese fünf Parteien sind zurzeit alle im
Parlament vertreten. Die Grünen (Partido Ecologista “os
Verdes”, PEV) treten in Portugal immer in Listenunion
mit den Kommunisten an und bekommen darüber normalerweise
ein Parlamentsmandat.
Wirtschaft
Seit dem Beitritt Portugals zur EG im Jahre 1986 hat sich Portugal
mehr und mehr zu einer diversifizierten, vor allem auf Dienstleistungen
ausgerichteten Ökonomie entwickelt. Dienstleistungen sind
mittlerweile für etwa zwei Drittel des BIP verantwortlich.
Wie auch in anderen Staaten Europas wurden in den letzten Jahren
weitreichende Privatisierungen durchgeführt und die Staatsausgaben
reduziert. Im Jahre 1998 hat sich Portugal für den Beitritt
zur Europäischen Währungsunion qualifiziert und führte
wie auch elf andere Staaten am 1. Januar 2002 den Euro als
Zahlungsmittel ein.
Die Neuverschuldung Portugals übersteigt momentan die
im Maastricht-Vertrag festgelegten 3 %, wobei das Land damit
nicht allein dasteht.
Das Wirtschaftswachstum hat mit etwa 3,3 % jährlich zwar
in der Vergangenheit jenes des EU-Durchschnitts in der Regel übertroffen,
trotzdem ist Portugal nach wie vor das ärmste Altmitglied
der EU: Das Pro-Kopf-BIP (in Kaufkraftparitäten) liegt
bei etwa 78 % des Durchschnitts der EU-Länder vor der
Osterweiterung, wobei es im Jahr 1985 noch etwa bei 50 % lag.
Als Hindernis für stärkeres Wachstum von Produktivität
und Beschäftigung werden vor allem strukturelle Probleme
gesehen, wie z. B. das nach wie vor schlechte Bildungssystem
und die hohe Analphabetismusrate, die teils schlechte Infrastruktur,
und die ineffiziente Verwaltung. Aus diesem Grund gerät
Portugal immer mehr in einen Wettbewerb mit Niedriglohnländern
aus Mittel- und Osteuropa, Asien und Nordafrika und ist für
ausländische Direktinvestitionen nicht sonderlich attraktiv;
die Durchschnittslöhne sind in Portugal sehr niedrig bei
sehr langen Arbeitszeiten. Ausländische Investitionen
kommen vor allem aus Großbritannien und Spanien; die
größte Investition aller Zeiten war die Errichtung
von Auto-Europa, einer Autofabrik.
Die Arbeitslosigkeit ist mit etwa 4 % im Vergleich mit dem
EU-Durchschnitt niedrig, wobei man berücksichtigen muss,
dass es einen großen informellen Sektor in Portugals
Wirtschaft gibt, welcher einen gewissen Anteil der Arbeitslosen
beschäftigt, die sonst in die Arbeitslosenstatistik fallen
würden.
Der Außenhandel wird zu etwa 80 % mit den EU-Partnern
abgewickelt; exportiert werden vor allem Bekleidung und Schuhe,
Maschinen, Chemieprodukte, Kork sowie Zellstoff und Papier.
Importiert werden Maschinen, Fahrzeuge, Öl und Ölprodukte
sowie Landwirtschaftsprodukte. Dabei hat Portugal ein sehr
großes Handelsbilanzdefizit und auch ein Zahlungsbilanzdefizit,
welches durch hohe Einnahmen aus dem Tourismus nicht so hoch
wie das Handelsbilanzdefizit ist.
Portugal besitzt bedeutende Rohstoffvorkommen, darunter Kohle,
Kupfer, Zinn, Gold, Eisenerze wie Pyrit und Chalcopyrit, Tonminerale
wie Kaolinit sowie Wolframit und Uraninit; es gehört damit
zu den weltführenden Nationen in der Wolfram- und Uranproduktion.
Während des Zweiten Weltkrieges versorgte sich Deutschland
mit portugiesischem Wolfram für die Waffenproduktion,
während die Atombombe von Hiroshima portugiesisches Uran
enthielt.
Die Landwirtschaft Portugals ist eine der ineffizientesten
in Europa; der Anteil der Landwirtschaft am BIP liegt bei etwa
5 %, jedoch sind mehr als 15 % der Arbeitskräfte in der
Landwirtschaft beschäftigt. Dies führte dazu, dass
viele Betriebe aufgaben und mittlerweile fast die Hälfte
der Nahrungsmittel importiert werden. Die Korkeichenplantagen
im Alentejo und der Anbau von Mandeln befinden sich ebenfalls
in einer tiefen Krise. Andererseits werden große Flächen
mit schnell wachsendem Eukalyptus aufgeforstet und so der Zellstoffindustrie – einem
wichtigen Wirtschaftsfaktor Portugals – Rohstoffe geliefert.
Dies ist aus umweltpolitischen Gründen sehr bedenklich,
weil Eukalyptus den Boden auslaugt, den ursprünglichen
Wald und damit die Tierwelt verdrängt und selbst sehr
leicht brennt, was zu den häufigen katastrophalen Waldbränden
im Sommer führt.
Ähnlich wie die Landwirtschaft kämpft auch die Fischerei
mit Produktivitätsproblemen; die portugiesische Fischereiflotte
ist gegenüber der spanischen weit im Hintertreffen. Der
meiste Fisch wird importiert.
Für etwa 8 % des BIP, mit steigender Tendenz, ist der
Tourismus verantwortlich, wobei die meisten Besucher aus Spanien
und Großbritannien kommen. Die Algarve ist dabei unangefochten
das Zentrum.
Bruttosozialprodukt (Mrd. US$): 109,86 (1998), 109,99 (1999),
110,6 (2000),
Bruttosozialprodukt / Einwohner (US$): 11.020 (1998), 11.010
(1999), 11.060 (2000)
Bruttosozialprodukt / km² (US$): 1.073.759 (1997), 1.150.873
(1998)
Mitgliedschaften: EU, Europarat, NATO, OECD, WTO
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